Ein persönliches Wort ...

... zum Krieg gegen die Ukraine

 

„Also machen wir weiter!“ – So lautet der letzte Satz aus Jean-Paul Sartres Schauspiel „Geschlossene Gesellschaft“, das bekanntlich in einer imaginären Hölle spielt. Ihn zu beherzigen, fällt vielen Künstler*innen und Kulturschaffenden zurzeit furchtbar schwer.

Wie weitermachen, wenn wir wissen, dass keine 1000 Kilometer von unseren Grenzen entfernt, durch Russlands brutalen Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die Ukraine, ein ganzes Land, seine Bevölkerung und seine demokratisch gewählte Regierung in eine Hölle gestürzt werden, die noch viel größer und wirklicher ist als die, von der Sartres Stück erzählt.

Wir sind entsetzt, traurig und wütend: entsetzt über die Zerstörung von ganzen Städten, Wohnblöcken, Krankenhäusern und auch Theatern, traurig über die toten und verletzten Kinder, Frauen und Männer, über das Leid der auseinandergerissenen Familien und das Elend derer, die in Bunkern ausharren oder unter Lebensgefahr zu fliehen versuchen; wütend über die Lügen von Putins Propaganda, die in unerträglicher Art und Weise die Wirklichkeit verdreht, Opfer zu Tätern erklärt und aus Tätern Opfer machen will.

Wir stehen an der Seite der Opfer: den Menschen in der Ukraine. Und wir fühlen uns in besonderer Weise all den ukrainischen Schauspieler*innen, Sänger*innen, Tänzer*innen und Musiker*innen verbunden, die jetzt ihre Kunst nicht mehr ausüben können, denen das genommen wurde, was wir hier haben: eine Bühne, einen geschützten Freiraum für unsere Deutungen der Werke aus Vergangenheit und Gegenwart, einen Ort gedanklicher und politischer Freiheit.

Wie weitermachen? Nur MIT IHNEN im Herzen. In dem einen Europa, dem Kontinent von Shakespeare, Goethe, Sartre und Gogol. FÜR SIE und für uns alle.

Wolfgang Haendeler
Theaterdirektor