Ein persönliches Wort –

zum Tanz als Gottesgabe

„Alles nur geklaut!“ – Ich räume es ein: Den Titel dieser Kolumne verdanke ich der Morgenandacht auf NDR Kultur vom 17. März, in der Felix Bernard, seines Zeichens Prälat und Rektor der katholischen Gymnasialkirche in Osnabrück, „Musik als Gottesgabe“ pries, weil sie „die Herzen der Menschen berührt, verwandelt und erfreut (…) auf einer ganz anderen Ebene, wie eine universelle Sprache, die über Grenzen hinweg wirkt, Kräfte entfaltet und Menschen bewegt“.

Der Schritt von der Musik zum Tanz ist klein, und nicht allein, weil im antiken Griechenland Terpsichore als Muse des Tanzes wie auch der Musik auftreten durfte; auch David aus dem Alten Testament – Kriegsheld, Frauenheld und weiser König – schlug die Leier gern, um Tanz zu feiern, Freude, Leben, Lust!

Tanz und Musik sind auch im Theater Hameln, die „universellen Sprache(n), die über Grenzen hinweg (…) Menschen“ bewegen, und beide „Gottesgaben“ haben in unserem künstlerischen Gesamtprogramm ihren jeweils ganz besonderen Platz: mit den Hamelner Konzerten in der Reihe der „Dewezet Classics“ und den Hamelner Tanztheatertagen, die in diesem Jahr schon zum 14. Male das Publikum berühren, verwandeln und erfreuen.

Nach der „virtuosen Schau“ (Dewezet) von Vivaldis Vier Jahreszeiten in der Choreographie von Lillian Stilwell, dargeboten von der Tanz-Kompagnie des Theaters Münster, werden noch drei weitere Tanz- und Ballett-Kompagnien aus Deutschland, Frankreich und Österreich mit dieser „über Grenzen hinweg“ wirkenden Kunstform ihren Stern über dem Theater Hameln aufgehen lassen: die Sebastian Weber Dance Company aus Leipzig, die Compagnie Käfig aus Bron in Frankreich und das Europaballett St. Pölten vor den Toren Wiens, so dass Hameln über insgesamt zehn Tage zum Mekka der niedersächsischen Tanz- und Ballettfreund*innen werden wird.

Dabei ist nicht nur die Kunstform an sich, sondern auch die individuelle Zusammensetzung jeder einzelnen Compagnie zumeist schon eine kleine Utopie: Künstler*innen aus aller Damen und Herren Länder („Long live the Queen!“) bestätigen den ebenso aufklärerischen wie klassischen Gedanken, dass alle Menschen der Welt sich im Schönen vereinen können – verwandelt als Musiker*innen oder Tänzer*innen oder auch als ihr Publikum!

Wolfgang Haendeler
Theaterdirektor